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women4beverages: Giovanna Merloni, Gründerin der Farmhouse-Brauerei IBeer

Giovanna Merloni ist die Gründerin und Inhaberin der italienischen Farmhouse-Brauerei IBeer. Sie führt mit Kreativität, guter Organisation und Geschäftssinn ein Unternehmen, mit dem sie ihre persönlichen Talente, Passionen und Werte verwirklicht. „Giovanna-Style“ wird so zum Kern ihrer Marke.

Veröffentlicht am 24/10/2023Aktualisiert am 08/08/2024

Unternehmertum
Marketing & Vertrieb
Bier, alkoholfreies Bier

Ein Beitrag von

Sylvia Kopp

Autorin, Trainerin, Beraterin

Giovanner Merloni im Call mit Sylvia Kopp

Von der Passion zum Business 

Brauerin, Landwirtin, kreative Unternehmerin

Giovanna Merloni strahlt eine bemerkenswerte Klarheit aus: „Ich wollte meine Passion in ein gewinnbringendes Geschäft verwandeln“, antwortet sie auf die Frage, warum sie Brauerin geworden. Wie sie erzählt, verbrachte sie damals viele Stunden mit dem Heimbrauen. Da habe es nahe gelegen, daraus ein Business zu machen. So gründete sie 2015 IBeer, eine Brauerei auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb in den Hügeln des Städtchens Fabriano in der Provinz Ancona. Ja, ganz richtig gelesen: Giovanna Merloni ist auch Landwirtin – allem voran jedoch eine Kreative und eine Unternehmerin. 

Bevor sie sich selbständig machte, arbeitete sie als Marketing Direktorin eines multinationalen Küchengeräteherstellers. Als die Felder ihres Urgroßvaters einen neuen Pächter suchten, entschied sie sich, die Landwirtschaft (6 ha Anbaufläche) zu übernehmen. Aus Liebe zu ihrer Region. Das war 2013. Sie begann mit dem Anbau von Gerste, Weizen und Hanf und ließ sich zur Wein-Sommelière ausbilden. „Mein Traum war es, Wein anzubauen“, so Merloni. Als ihr klar wurde, dass es rund 20 Jahre dauern würde, bis neue Weinstöcke guten Ertrag einbringen, ließ sie davon ab. Ein Freund inspirierte sie zum Heimbrauen. 

Braugerste aus dem eigenen Anbau 

„Ich liebe es, handwerklich zu arbeiten, mit den Händen etwas zu erschaffen. Und mich fasziniert die Fermentation, die chemischen Reaktionen zwischen Hefe und Rohstoffen, sagt sie. Das sei beim Bier brauen ganz ähnlich wie beim Wein machen. Merloni: „Brauen passt zu mir, zu meiner Leidenschaft und meiner Landwirtschaft.“ Die Gerste aus eigenem Anbau – die 1989 in Deutschland zugelassene Sorte Steffi (!) – liefert sie seitdem an eine Mälzerei. Und ihre Kreativität hat sie souverän in Richtung „Bier“ gelenkt: mit einer Ausbildung zur Braumeisterin und dann zur Bier-Sommelière, beides an der Doemens Academy in München. Mit Bravour! Gleich nach Abschluss im Jahr 2019 wurde sie italienische Bier-Sommelier-Meisterin.  

Die ursprüngliche Fünf-Hektoliter-Anlage ist mittlerweile durch ein vollautomatisches 20-Hektoliter-Sudhaus ersetzt. IBeer produziert rund 2000 Hektoliter jährlich und führt 14 sehr unterschiedliche Biere im Portfolio: „Wir orientieren uns hauptsächlich an englischen und deutschen Bierstilen, weil die einen niedrigen Alkoholgehalt haben und gut trinkbar sind“, so Merloni. Wie beispielsweise deutsches Pils, englisches Mild, englisches Red Ale sowie ein Honigbier, ein Italian Grape Ale (IGA) mit Trauben, ein Sour Ale mit Roter Beete, ein Hanf-Bier und ein paar IPA-Varianten. Alle Zutaten stammen möglichst aus eigenem Anbau oder aus der Region. „Vielleicht beginnen wir im kommenden Jahr auf kleiner Fläche mit dem Hopfenanbau“, so Merloni. 

Unternehmerische Verantwortung 

„Unternehmerin zu sein, ist eine ziemliche Last auf den Schultern“, sagt sie. Dies führt sie auch auf das weibliche Rollenbild zurück: „Als Frau in Italien bist du verantwortlich für die Kinder. Da gebe es keine Pflichtenteilung. Merloni weiß das nur zu gut, sie ist geschieden und lebt alleinerziehend mit drei Kindern. Da müsse sie sich ihre Zeit gut organisieren. Sie rät: „Als Frau musst Du Deine Ziele definieren, Prioritäten setzen und entschlossen sein, diesen zu folgen. 

Delegieren sei auch wichtig, denn die unternehmerische Verantwortung ist breit gefächert: Mitarbeiterführung, Finanzen, Politik und sozio-kulturelle Events. So hat Merloni mittlerweile zehn Mitarbeiter angestellt, drei davon in der Brauerei. Außerdem hat sie einen Brauereidirektor engagiert, der sie unter anderem auch auf öffentlichen Veranstaltungen vertritt. Merloni gibt zu: „Ich bin selbstsicher, wenn es um meine Arbeit geht. Aber der Umgang mit Leuten fällt mir nicht so leicht.“ In der Brauerei wirkt sie weiterhin bei der Rezeptentwicklung und in der Qualitätssicherung mit. 

Zukunftspläne 

Ihre größtes Ziel lautet: „Viel Zeit haben, um neue Erfahrungen zu machen.“ Das klingt zunächst persönlich. Aber da bei Giovanna Merloni das Persönliche zugleich beruflich ist, übersetzt sich das wie folgt: „Ich möchte mein Unternehmen vollkommen unabhängig und gut organisiert weiterführen, damit ich lange Reisen unternehmen kann. Außerdem möchte ich es um das Element Gastfreundschaft erweiterneinen Ort schaffen, der alles vereint, was ich mache – im Giovanna-Style“, sagt sie lachend. Ihr schwebt ein Landhotel mit Wellness und  Well-Being vor. Merloni ist nämlich auch Yoga-Lehrerin.  

Es mag nicht einfach gewesen sein, die Craft-Brauerei zu etablieren. Wie Merloni erzählt, musste sie den Leuten den Brauprozess, die vielfältigen Bierstile und die neuen Trinkanlässe erklären. Das alles sei damals fremd gewesen und mit einer Frau an der Spitze noch fremder. „Ich bin stolz drauf, dass ich mit IBeer nach zehn Jahren immer noch hier bin“, sagt sie. Dabei ist der alte Traum vom eigenen Weinanbau nicht vergessen. Vielleicht kann sie Weinberge übernehmen, so wie sie damals die Felder Ihres Urgroßvaters übernommen hat. Dann – da können wir uns sicher sein – wird sich auch diese Passion der Giovanna Merloni zu einem gewinnbringenden Geschäft verwirklichen. 

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